Nur noch knapp 70% der Firmen sind zufrieden mit dem Standort Winterthur. Damit hat die Standortzufriedenheit den bisherigen Tiefpunkt erreicht. Die «politischen Bestimmungen» werden als zweitwichtigster Grund im Sorgenbarometer genannt.
Die rund 18'000 Unternehmen in der Standortregion Winterthur sichern unsere Arbeitsplätze, unseren Wohlstand und die soziale Sicherheit. Das House of Winterthur führt jährlich Unternehmensbefragungen durch. Neben dem Fachkräftemangel und dem Preisdruck werden erstmals prominent auch die «politischen Bestimmungen» genannt. Ein Warnsignal und Weckruf zugleich.
Unzureichende Mobilität
Die genannte Unzufriedenheit hat sicher viele Gründe. Hier einige Beispiele: Die Ankündigung der Firma Kistler, in Winterthur ein „Innovations- und
Produktionszentrum der Zukunft“ zu errichten und rund 1’000 Arbeitsplätze zu schaffen, wurde von der Politik als erstes mit einem Streit über Parkplätze beantwortet. Und wie steht es
diesbezüglich eigentlich mit Zimmer Biomet, das im September 2023 verkündete, ebenfalls auf ein Parkplatzproblem zuzusteuern? Gerade jetzt, wo Firmen aufgrund des Fachkräftemangels zunehmend
Mitarbeitende aus entfernteren Regionen rekrutieren müssen, bleiben die gute Erreichbarkeit der Arbeitsplätze und der Kunden, eine leistungsfähige Gesamtmobilität und eine angemessene
Parkplatzzahl ein wichtiges Thema für die Firmen.
Rechtssicherheit und rasche Baubewilligungsverfahren fehlen
Viele Unternehmen schätzen insbesondere die Rechtssicherheit in unserem Land. Doch diese wurde in Winterthur gerade mit
Füssen getreten. Mit der Vernehmlassung der BZO-Teilrevision wurden mitten im Spiel die Regeln einschneidend geändert – und dies ohne Vorankündigung. Wer bis am 29. November 2024 ein
regelkonformes Bauprojekt erarbeitet hatte, musste feststellen, dass ab diesem Datum tiefgreifende neue Regelungen geltend gemacht werden. Der Stadtrat hatte im Alleingang eine BZO-Teilrevision
vorbereitet. Diese definiert derart einschneidende Werte für eine neue Grünflächenziffern, dass damit in Winterthur de facto ein Planungsstopp ausgelöst wurde. Eine enorme Rechts- und
Planungs-Unsicherheit ist entstanden. Dass der Stadtrat dies nun - nach einer gemeinsamen Fraktionserklärung aller Parteien (ausser SP) - rasch korrigiert, ist äusserst wichtig. Zudem wird die
Einführung dieser Ziffer die heute schon viel zu komplexen Baubewilligungsverfahren sicher nicht vereinfachen. Doch gerade rasche Verfahren wären ebenfalls nötig, um neue Unternehmen in
Winterthur ansiedeln zu können.
Unternehmertum ermöglichen
Dass die Unternehmen gemäss HOW-Umfrage trotz allem eine steigende Investitionsbereitschaft signalisieren, lässt hoffen. Denn noch steht im Richtplan zwar, dass in Winterthur 40'000 neue
Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Aber die Frage wie, kann mir in der Verwaltung niemand beantworten. Umso wichtiger ist es, dass wir den bestehenden Betrieben Sorge tragen, verlässliche
Partner sind (wieder werden) und Arbeitsplätze ermöglichen – indem wir die nötigen Voraussetzungen schaffen und Unternehmertum ermöglichen. Wir müssen den Dialog mit den Betriebsverantwortlichen
pflegen und ihre Bedürfnisse genau so ernst nehmen wie jene der Bevölkerung.