Dass der Superblock sechs Jahre nach Bezug bereits wieder zu klein ist für die Stadtverwaltung, muss zu denken geben. Während viele Firmen bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl ihre Büroflächen reduzieren, breitet sich die Stadt weiter aus. Weniger Personalwachstum und neue Arbeitsplatzmodelle müssen die Antwort sein.
«Working from home» - was vor Corona noch für viele Unternehmen ein Fremdwort war, entwickelte sich während dem Lockdown zum gelebten Alltag. Dies bewirkte ein Umdenken in den Unternehmen und neue Arbeitsplatzmodelle wurden und werden entwickelt. Die Welt der Büro-Arbeitsplätze hat sich grundlegend verändert. Immer mehr Unternehmen reduzieren ihre Bürofläche (bei gleichbleibenden oder sogar steigenden Mitarbeiterzahlen) und gestalten ihre Arbeitswelten neu. Auch für die städtische Verwaltung bietet diese Entwicklung ökonomisch wie ökologisch nachhaltige Chancen.
In Winterthur teilen sich 4’910 städtische Mitarbeitende in 5'325 Anstellungsverhältnissen insgesamt 3'301 Vollzeitstellen. Erfahrungswerte in der Büroplanung zeigen, dass als Folge von Distance Working, Teilzeitarbeit, Ferien, Krankheits- und Ausbildungsabwesenheiten rund 30-40% der Arbeitsplätze ungenutzt bleiben. Zudem können durch konsequente Digitalisierung mindestens 50% der bestehenden Aktenschränke eingespart werden. Daraus ergeben sich bei Unternehmen in der Grösse der Städtischen Verwaltung hunderte von Quadratmetern freie Fläche.
Gleichzeitig besteht ein Trend weg von fix zugeteilten und hin zu mobilen Arbeitsplätzen. Mitarbeitende sollen in Zukunft vermehrt dort arbeiten, wo sie für die jeweilige Aufgabe die inspirierendste Arbeitsumgebung antreffen. Das kann überall sein; am traditionellen Arbeitsplatz, im Meetingraum, in der Cafeteria, in Coworking-Spaces, in der Lounge oder zu Hause. Homeoffice, das Teilen des Arbeitsplatzes und aktivitätsbezogene Arbeitsplätze – das sind nur einige Stichworte, die das Potential von neuen Arbeitsplatzmodellen aufzeigen.
Working from home heisst nicht nur, dass die Mitarbeitenden voraussichtlich 1-2 Arbeitstage weniger in der Firma sind. Es bedeutet auch weniger Arbeitswege und damit eine deutliche Entlastung der Verkehrswege und eine geringere Umweltbelastung. Auch Coworking-Spaces ermöglichen Mitarbeitenden, zwar nicht zu Hause zu arbeiten, aber dennoch von einem wesentlich kürzeren Arbeitsweg zu profitieren. Damit wird der Flächenbedarf für Büroräume insgesamt geringer. Dies führt mittelfristig zu weniger überbauten Grünflächen.
Neue Arbeitsplatzkonzepte bringen sowohl finanzielle wie ökologische Vorteile und schaffen eine angenehmere, inspirierende Arbeitsumgebung für die Mitarbeitenden. Es ist Zeit, dass auch die Stadt Winterthur diese Chancen anpackt und rasch umsetzt. Denn sonst werden die 856 m2 überteuerter Raum, den die Stadt in der Umgebung des Superblocks jetzt anmietet, bei den aktuellen Mehrheitsverhältnissen wohl leider nicht der letzte räumliche Ausbau der Stadtverwaltung sein.