Die überfüllten Abfalleimer, das generelle Littering und die Sauerei, die in der Natur hinterlassen wird, ist ein Thema, das die Gemeinden schon seit vielen Jahren massiv beschäftigt. Für die Beseitigung des Unrates budgetiert die Stadt Winterthur rund 10 Mio. Franken. Es ist Zeit zu handeln!
Winterthur möchte dem nun mit Präventionskampagnen, Videoüberwachung, Polizeipräsenz und Bussen begegnen. Wir müssen wohl zur Kenntnis nehmen, dass die Generation unserer Eltern und wir in der Erziehung etwas verpasst haben. Wie sonst lässt es sich erklären, dass so viele Menschen ihren Dreck einfach in der Natur liegen lassen? Ob dieses Verhalten mit einer erneuten Informationskampagne geändert werden kann, mag ich zu bezweifeln. Dass in Zeiten des Lockdown Sperrgut, Glas und Altmetalle in der Abfallsammlung der Stadt steigen, ist nachvollziehbar. Die zur Untätigkeit Verdammten haben ihre Haushalte, Estriche, Keller und Bastelräume auf Vordermann gebracht und ihre Abfälle (wie von der Stadt empfohlen) nicht zur ohnehin schon überlaufenen Sammelstelle gebracht, sondern via Sammeltouren entsorgt. Dass der Kartonabfall in einer Zeit, in dem man de facto nur noch online einkaufen kann massiv steigt, ist ebenfalls verständlich. Da es sich dabei um Recycling-Material handelt, ist das aber nicht weiter tragisch und kein Grund für einen Alarm seitens der Stadt. Die mangelnde Sauberkeit im öffentlichen Raum ist es jedoch schon.
Mehr Anzeigen und höhere Bussen nötig
Abfallsünder sollen inskünftig konsequent ermittelt und angezeigt werden. Doch was bedeutet das konkret? Bei den Bussen unterscheidet man zwischen den Sanktionen wegen Littering (Wegwerfen von Unterwegs-Abfall) und Widerhandlungen gegen das kantonale Abfallgesetz (illegales Entsorgen von Abfallsäcken, Möbeln, Fahrzeugen, das Nichtanbringen von Gebührenmarken oder das Verbrennen nicht pflanzlicher Abfälle). Littering kann gemäss Polizeiverordnung mit einer Ordnungsbusse von 50 Franken bestraft werden. Pro Jahr werden aber nur rund 20 Ordnungsbussen verteilt. Für die Sanktionierung illegaler Entsorgungen ist das Statthalteramt zuständig. Dieses büsste im ganzen Bezirk 150 Personen wegen Ablagern von Abfall ausserhalb einer bewilligten Deponie oder missbräuchlicher Benützung einer öffentlichen Entsorgungseinrichtung. Dort betragen die Bussen 50 Franken für einen weggeworfenen Papiersack oder Karton, 100 Franken für einen ohne Marke oder neben einer Sammelstelle deponierten Abfallsack. Bis zu 300 Franken Busse kostet das Deponieren von Hauskehricht im Wald. Die Stadt Winterthur stellt zudem 50 Franken für das Durchsuchen der Abfälle zur Feststellung der für den Abfall verantwortlichen Person in Rechnung. Das Risiko, als Abfallsünder ermittelt und angemessen bzw. abschreckend gebüsst zu werden, ist gering. Der Ansatz der Stadt, mehr Abfallsünder zu ermitteln und diese zur Verantwortung zu ziehen ist effizienter als eine Informationskampagne, denn wie wir uns betreffend Abfall korrekt verhalten müssten, wissen wir wohl alle, nur tun es viele nicht.
Grössere, geschlossene Abfallbehälter sind die Zukunft
In der Stadt stehen über 1‘000 Abfall- und Hundekotbehälter in unterschiedlichen Grössen und Macharten. Offene Behälter mit 35 Liter Fassungsvolumen sind gängig. Diese sind im Nu voll und oft zerstreuen Tieren den Abfall über Nacht, wenn sie nach Essbarem suchen. Eimer mit mehr Volumen nehmen ein grösseres Abfallgewicht auf. Weil diese Behälter manuell geleert werden müssen, stösst man aber rasch auf arbeitsrechtliche Grenzen. Gemäss SUVA-Vorschrift dürfen Mitarbeitende max. 25 kg tragen. Wie könnte das Abfalleimer-Problem gelöst werden ? Benötigt werden geschlossene Abfalleimer mit eher schmalen Einwürfen (damit keine Abfallsäcke entsorgt werden können) und grossem Fassungsvermögen (wie Unterflur-Container, einfach kleiner), die über einen Absaugmechanismus geleert werden können. Dazu sind allerdings auch neue Fahrzeuge mit entsprechenden Einrichtungen – sprich Investitionen - nötig. Sauberkeit und Sicherheit im öffentlichen Raum ist ein wichtiges öffentliches Anliegen und die Entsorgungsmöglichkeiten sicherzustellen eine bedeutsame Aufgabe des Gemeinwesens. Die Stadt hat kürzlich das Submissionsverfahren für die Beschaffung neuer Abfalleimer abgebrochen. Ich gehe davon aus, dass das Entsorgungsproblem im öffentlichen Raum nochmals rasch aber gründlich überdacht wird. Die Stadt ist gefordert. Sie verdient aber auch die tatkräftige Unterstützung aller im Kampf gegen die Vermüllung.