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Standstreifenbewirtschaftung auf A1 wichtig für innerstädtischen Verkehr

Wer kennt sie nicht, die morgendliche Staumeldung im Radio. "Stau zwischen den Anschlüssen Oberwinterthur und Winterthur Töss". Über 100'000 Autos befahren diesen Autobahnabschnitt pro Tag. Die Umfahrung Winterthur ist mit 350 Stautagen pro Jahr der zweitgrösste Flaschenhals im Schweizer Nationalstrassennetz. Die Anschlüsse Töss und Wülflingen gehören zu den 118 Unfallschwerpunkten in der Schweiz.

 

Ab heute wird der Pannenstreifen auf der A1 zwischen Winterthur-Ohringen und Oberwinterthur in Stausituationen zur dritten Fahrspur - eine Premiere in der Deutschschweiz. Gleichzeitig wird die Höchstgeschwindigkeit in Staustunden auf 80 km/h beschränkt. Das erhöht den Durchsatz zusätzlich. Im 2023 wird gemäss ASTRA auch die temporäre Pannenstreifenumnutzung (PUN) zwischen der Verzweigung Winterthur-Nord und Töss realisiert. Die Massnahmen werden zu einer Verflüssigung des Verkehrs auf der A1, zu mehr Sicherheit und zu einer wesentlichen Verkehrsentlastung der Winterthurer Innenstadt führen. Bei Überlastungen und Störungen auf der A1 weicht der Verkehr heute auf das innerstädtische Netz aus und behindert den Verkehr in der Stadt, besonders auch den öffentlichen Bus- und Postautoverkehr. Für diese Standstreifenbewirtschaftung setzt sich "Winterthur: agil-mobil" bereits seit 2008 ein - anfänglich gegen die Bestrebungen des Stadtrates. Heute besteht über den Nutzen dieser Standspurenbewirtschaftung politisch weitgehend Einigkeit.

 

Ausbau der Autobahn - wichtige Voraussetzung für künftige Mobilität

Im Mobilitätskonzept 2040 der Stadt Winterthur (Räumliche Entwicklung Winterthur 2040) wird ein sogenanntes "Achsen-Kammern-Prinzip" propagiert. Ziel ist, dass die Autofahrenden so lange wie möglich auf der Autobahn bleiben und von der Peripherie her den kürzesten Weg von der Autobahn zum jeweiligen Zielpunkt wählen. "Der Ausbau der Autobahn wird zur Qualitätssteigerung in der Stadt genutzt". Gemeint ist, dass eine höhere Kapazität auf der A1 ein Umfahren von Winterthur attraktiver macht als eine Durchfahrt. Die A1 soll gar zur Vermeidung von Durchfahrten durch das Winterthurer Zentrum als innerstädtische Verbindung genutzt werden. Solange dies freiwillig erfolgt, ist dem kaum etwas entgegenzusetzen. Der hoffentlich bis 2030 umgesetzte Vollausbau der A1 zwischen Winterthur-Töss und Winterthur-Wülflingen und zwischen Winterthur-Nord und Winterthur-Ost auf 2 x 3 Spuren ist deshalb ebenfalls von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des innerstädtischen Verkehrs.

 

Bau Ost-Tangente nochmals prüfen

Die Verkehrspolitik der letzten 40 Jahre hat fast den ganzen Verkehr durch das Zentrum auf die Spange im Norden und die Technikumstrasse im Süden der Altstadt konzentriert. Ziel müsste es sein, die reinen Durchfahrten durch den Zentrumsbereich von Winterthur ohne Zielort im Altstadtperimeter möglichst vom Zentrumsgebiet weg zu verlagern. Dies steckt zwar auch hinter der Idee des angedachten Achsen-Kammern-Systems, doch ist dieses Ziel letztlich nur mit einem Autobahnring rund um Winterthur zu erreichen. Was fehlt ist die Ost-Tangente, welche zum Beispiel auf der Höhe Auwiesenstrasse (Abzweigung Reitplatz) unter dem Eschenbergs hindurch bis in den Ohrbühl und von dort dereinst weiter nach Wiesendangen an die A1 führt. Wollen wir die Innenstadt je vom Durchgangsverkehr nachhaltig entlasten und die Mobilität im Zentrum sowohl für den öffentlichen wie für den Individualverkehr bedarfsgerecht sicherstellen, dann müssen wir noch einmal über die ehemalige Südostumfahrung sprechen. Denn diese fehlt, um das propagierte Achsen-Kammern-System konsequent umsetzen zu können.

Bildquelle: Bericht Räumliche Entwicklung 2040 Stadt Winterthur, Stadt Winterthur, Mai 2019)